Stammtisch des Bösen
Acryl auf Leinwand
127 x 193cm
(2013)
Das Gemälde „Stammtisch des Bösen“ inszeniert eine düstere, satirische Versammlung bekannter Diktatoren, Terroristen und Politiker in einer rustikalen Kneipenatmosphäre. Der Raum ist mit rosaroter Tapete und Holzvertäfelung gestaltet, was eine vermeintlich gemütliche, fast triviale Kulisse schafft – im krassen Gegensatz zur Schwere der dargestellten Figuren und ihrer Geschichte.
Im Zentrum des Bildes sitzen die Anwesenden an einem Tisch mit einem „Stammtisch“-Aschenbecher, als wären sie Teil einer eingeschworenen Gemeinschaft. Sie spielen Karten – ausgerechnet mit UNO-Karten, was einen ironischen Kontrast zur oft blutigen Realität dieser Figuren bildet. Nebenbei trinken sie Alkohol, rauchen Marihuana und scheinen gesellig – als hätten sie trotz unterschiedlicher Ideologien mehr gemeinsam, als es nach außen scheint.
Besonders markante Figuren und Details:
- Adolf Hitler tritt als Kellner auf und serviert Bier. Diese absurde Darstellung entmachtet ihn symbolisch und reduziert ihn auf eine dienende Rolle – gleichzeitig spielt es darauf an, dass totalitäre Ideologien in neuen Formen immer wiederkehren können.
- Josef Stalin hält ein grotesk verzerrtes Baby auf seinem Schoß – eine erkennbare Darstellung des jungen Wladimir Putin. Ein weiteres Detail findet sich unter dem Tisch: Stalins Bein endet in einem Pferdefuß – ein klassisches Symbol des Teufels. Dies verleiht ihm eine dämonische Dimension und verweist auf die Grausamkeit seiner Herrschaft.
- Putin wendet sich in Richtung Hitler. Das verweist auf historische Parallelen zwischen autoritären Machtbestrebungen und die gefährliche Entwicklung Russlands unter Putins Führung.
- Das Bild entstand 2013 – in einer Zeit, in der Putins Politik bereits aggressiver wurde, aber noch nicht die offene Kriegsführung in der Ukraine begonnen hatte. Mit der Annexion der Krim 2014 erfüllte sich die düstere Vision des Künstlers: Russland schlug einen geopolitischen Kurs ein, der 2022 im Angriffskrieg gegen die Ukraine eskalierte.
- Ajatollah Khomeini, Muammar Gaddafi, George W. Bush, Kim Jong-Il und Osama bin Laden sitzen scheinbar freundschaftlich am Tisch, als wären sie Mitglieder eines exklusiven Clubs. Ihre Anwesenheit zeigt, dass politische Macht oft über Ideologien hinweg Verbindungen schafft, die nach außen verborgen bleiben.
- Eine dunkle Gestalt hält eine Clownsmaske – ein starkes Symbol für Täuschung und Ablenkung. Es suggeriert, dass das Böse sich hinter Unterhaltung, Propaganda oder Verharmlosung verstecken kann.
- Über dem Stammtisch hängen Porträts von Mao Zedong und Fidel Castro – fast wie Schutzpatrone dieser Versammlung. Ihre Präsenz erinnert daran, dass politische Machthaber über Generationen hinweg verehrt werden können, selbst wenn ihre Taten von Gewalt geprägt waren.
- Ein verstecktes Hakenkreuz hinter dem Hirschgeweih weist möglicherweise auf einen „Hitler-Gasthof“ hin – verstärkt durch die ironische Anspielung auf ein Motto wie „Zuhause bei Freunden“.
Das Gemälde „Stammtisch des Bösen“ entlarvt politische Machtspiele als groteske Farce. Die Darstellung von Diktatoren und Politikern als gesellige Kartenspieler macht deutlich, dass Ideologien oft nur Fassade sind – egal, ob links, rechts, religiös oder demokratisch.
Die UNO-Karten stehen symbolisch für den kindischen, aber zugleich gefährlichen Umgang mit Verantwortung. Die Darstellung von Hitler als Kellner verstärkt die Satire: Selbst die grausamsten Ideologien tauchen immer wieder auf – in neuen Rollen, mit neuen Gesichtern.
Bushs Anwesenheit neben autoritären Herrschern deutet darauf hin, dass auch westliche Politik, obwohl sie sich als demokratisch oder befreiend inszeniert, mit Gewalt, Kriegen und fragwürdigen Machenschaften verknüpft ist.
Die Gestalt mit der Clownsmaske erinnert daran, dass das Böse oft nicht offensichtlich auftritt, sondern sich als Unterhaltung, Populismus oder politische Inszenierung tarnt.
Ein weiteres zentrales Element ist der Sensenmann, der am Rand der Szene steht:
- Er steht stellvertretend für weitere Diktatoren und Autokraten, die keinen Platz am Stammtisch gefunden haben – darunter Persönlichkeiten wie Lukaschenko, Assad und andere, die für Unterdrückung, Gewalt und Kriegsverbrechen stehen.
- Diese Figur verdeutlicht, dass sich das „Böse“ nicht auf die hier dargestellten Charaktere beschränkt, sondern über die Weltgeschichte hinweg immer wieder neue Gestalten annimmt.
Der Begriff „Stammtisch“ ist eng verbunden mit ungefilterten Meinungen, populistischer Rhetorik und der Vereinfachung komplexer Themen. Das Bild stellt die Frage, wie extremistische Gedanken gesellschaftsfähig werden und sich über Generationen hinweg halten.
„Stammtisch des Bösen“ ist eine bissige, tiefgründige Gesellschaftssatire, die mit surrealen und ironischen Mitteln Machtstrukturen entlarvt. Durch die Darstellung des jungen Putin wird das Bild besonders brisant: Es scheint vorwegzunehmen, wie Russland sich in den folgenden Jahren entwickeln würde.
Die zusätzlichen Details, wie das versteckte Hakenkreuz hinter dem Hirschgeweih und das scheinbare Motto „Zuhause bei Freunden“, vertiefen die Kritik an der Verharmlosung totalitärer Ideologien.
Auch der Sensenmann als Sinnbild für nicht dargestellte Diktatoren zeigt, dass das „Böse“ nicht auf einzelne Figuren beschränkt ist – es ist ein ständiges, wiederkehrendes Element der Weltgeschichte.
Die teuflische Darstellung Stalins mit dem Pferdefuß verstärkt diese Aussage: Das Bild zeigt nicht nur Machthaber, sondern Macht als ein fast metaphysisches Übel, das sich in verschiedenen Epochen immer wieder in neuen Formen manifestiert.
Das Werk fordert den Betrachter auf, über die Mechanismen politischer Manipulation, den Einfluss von Propaganda und die Verantwortung der Gesellschaft im Umgang mit Machtstrukturen nachzudenken.